Die Jahre 1985 - 1987: BKB wird "Servicebetrieb" für Dojos

In der zweiten Amtsperiode von Braun wuchsen die Karateka der verschiedenen Verbände langsam zusammen, am schnellsten die Sportler. Dennoch flackerten unter den Funktionären immer wieder die alten Grabenkämpfe auf. Nach außen aber konnte sich der BKB als Erfolgsmodell präsentieren. Erstmals wurde ein Karatekalender mit Fotos von Thomas Schreyer publiziert sowie eine Broschüre.

Auch die internationalen Sporterfolge stellten sich ein. Bei den Karate - Weltmeisterschaften vom 3. - 6. 10. 1986 in Sydney (Australien) gewann Waldemar Rauch vom SV 1880 München die Bronzemedaille im Kumite Einzel + 80 kg. Nominiert war auch Silvia Wiegärtner (1. Shotokan - Karate - Zentrum Forchheim). Sie wurde 1987 Deutsche Meisterin - 60 kg und in der Allkategorie. Bei der Europameisterschaft in Spanien vom 13. - 15.2. 87 erkämpfte sie Bronze und beim World-Cup in Budapest (20. - 23. 3. 1987) wurde sie ebenfalls Dritte.

Der Bayernkader gewann 1986 den Deutschlandpokal in Kata und wurde in Kumite Zweiter.

Dritter ordentlicher Verbandstag des BKB 1987: Schölz statt Braun

Am 4. Oktober 1987 trafen sich Vertreter aus 53 von 261 wahlberechtigten Vereinen zum dritten ordentlichen Verbandstag in München. Gastredner war Ernst Knoesel, Schatzmeister und Vorsitzender des Sportbeirats des BLSV, er lobte die ungewöhnlich positive Aufwärtsentwicklung in viereinhalb Jahren von 84 auf 265 Vereine und von 7000 auf 16.670 Mitglieder. Der BKB rangierte inzwischen an 20. Stelle der Fachverbände im BLSV.

Von den Auseinandersetzungen im Hintergrund wussten nur wenige, und dann platzte die Bombe. Medienreferent Thomas Schreyer schrieb im Bayernsport (Nr. 41 vom 13.10.87): "Karlheinz Braun gab nach fünfjähriger Amtszeit seinen Rücktritt bekannt, der die Anwesenden in Sprachlosigkeit und Erstaunen versetzte."

"Ich habe den Bayerischen Karate-Verband (Unterverband des BKB) eigenmächtig aufgelöst und dabei meine Befugnisse eindeutig überschritten. Ich halte meinen Rücktritt für unumgänglich, ich werde alle Konsequenzen tragen." erklärte Braun. Mit dieser Aktion wollte der Präsident den Landesverband in Vorteil zum Bundesverband bringen.

Der TA schlug den oberbayerischen Bezirksvorsitzenden Andreas Schölz für das Amt des Präsidenten vor. Der Lehrer aus Grasbrunn-Neukeferloh erklärte sich bereit, das schwere Erbe anzutreten, und wurde zum zweiten Präsidenten des BKB gewählt (13 Enthaltungen). Einstimmig wiedergewählt wurde als Vizepräsident Klaus Schilz, zum Schatzmeister Peter Förster, als Landessportwart Roland Lowinger, als Kampfrichterreferent löste Klaus Sterba Josef Schäfer ab (83: 45), als Referent für Öffentlichkeitsarbeit blieb Thomas Schreyer und als Kassenprüfer fungierten Evi Silhavy und Hans Werner Wulf. Als Lehrbeauftragter und Prüferreferent fungierte Alfred Heubeck, als Jugendwart Karl Pfänder, als Frauenwartin Gabi Koslowski.

Schwerpunkt von Brauns Arbeit war es gewesen, eine vorbildliche Verwaltungsarbeit zu etablieren, den Verband sah er als "Servicebetrieb für Vereine". Dazu wurde ein Computer in der Geschäftsstelle installiert. "Um diesen Service zu optimieren, plane der Verband ein Datenfernübertragungssystem, das bisher nur probeweise bei einigen Verbandsführungsmitgliedern etabliert sei", schreibt Schreyer weiter. Schon damals also war man im BKB innovativ, aber es dauerte noch ein Jahrzehnt, bis das world wide web die Datenübertragung revolutionieren sollte.

Landesjugendwart Karl Pfänder betrieb die Selbständigkeit der BKJ, sie erhielt ihre eigene Jugendordnung, ein eigenes Konto und verwaltete künftig die ihr zufließenden Mittel selbständig.

Bezirksvorsitzende waren Ende 1987 Andreas Schölz (Oberbayern), Helmut Müller (Niederbayern), Michael Welnhofer (Oberpfalz), Peter Zäch (Oberfranken), Andreas Möhring (Mittelfranken), Hilmar Fuchs (Unterfranken) und Joachim Ziener (Schwaben). Als Stilrichtungsreferenten fungierten J.D. Eisheuer (Kyokushinkai), Karl-Heinz Stief (Wado-Ryu) und Heinrich Büttner (Goju Ryu).

Der Verbandstag dauerte inzwischen drei Stunden.