Die Jahre 1989 - 1991: Wiedervereinigung und neue Gräben

Während es durch die Maueröffnung und Wiedervereinigung zu schwersten politischen Umwälzungen kam, wurde im BKB kontinuierlich und erfolgreich weitergearbeitet. Man passte sich aber auch schnell an die neue politische Situation an und viele Trainer und Funktionäre leisteten Aufbauarbeit und "Entwicklungshilfe" in den neuen Bundesländern. Stellvertretend genannt seien Wolfgang Weigert, Fritz Oblinger und Stanko Kumer, die sich nicht nur als Trainer, sondern auch als Funktionäre in Sachsen engagierten.

Der Bayernkader gewann 1989 den Deutschlandpokal in Kata und wurde Dritter in Kumite, 1990 siegte man erneut in Kata und wurde in Kumite Vierter.

Karate - Bundesliga beginnt mit Bayerischem Doppelsieg: Münchberg und Frauen des TSV Ingolstadt Nord unschlagbar

1991 gründete der DKV eine Karate - Bundesliga Süd und Nord, die zehn Jahre lang Kampfsport vom Feinsten bot. Allerdings erreichte man nie die erhofften Zuschauerzahlen, so dass sie 2001 wieder eingestellt wurde. In den Playoffs kämpften die besten Teams im Rahmen der Deutschen Mannschaftsmeisterschaften um den Titel.

Bei den Männern startete der JC Münchberg eine einzigartige Serie, in sechs aufeinander folgenden Jahren standen die Oberfranken sechsmal im Finale der Deutschen Mannschaftsmeisterschaft und gewannen dreimal Gold und dreimal Silber. Ohne über einen einzigen Nationalkämpfer zu verfügen fegte die oberfränkische Kampfgemeinschaft Frank Hörner, Gerhard Rossner, Wolfgang Rossner, Stefan Müller, Marco Tschürtz, Detlef Hauck, Jürgen Gipser, Rainer Bächer und Matthias Vogler durch ihren Teamgeist fast immer alle namhaften Gegner von der Matte. Münchberg wurde zum Aushängeschild des Bayerischen Kumite.

Bei den Frauen gewann 1991 das von Geza Abraham geleitete Team TSV Ingolstadt - Nord um Nurhan Firat die Deutscher Meisterschaft, und im kommenden Jahrzehnt mischte man vorne mit: 1992 und 1999 Zweiter, 1993, 1995 und 1998 Dritter und 2000 wieder die Meisterschaft, einzigartige Sporterfolge in einem Jahrzehnt. Durch die Integration zahlreicher ausländischer Kämpferinnen brachte Geza die mitteleuropäische Spitze auf deutsche Kampfflächen.

Weitere Bayerische Teams in einem Jahrzehnt Bundesliga waren Maidbronn um Thorsten Jaksch, Wadokan Traunstein, SV 1873 Nürnberg Süd, Kempten, VFL Nürnberg (heute Kenshokan), Frankonia Nürnberg und Shogun Memmingen, bei den Frauen der KSC Nürnberg, SV 1880 München, KC Allgäuer Tor und Nürnberg-Süd.

Fünfter ordentlicher Verbandstag des BKB 1991:

Am 24. November 1991 trafen sich Vertreter aus 71 von 338 wahlberechtigten Vereinen zum fünften ordentlichen Verbandstag in München.

Gastredner war Prof. Dr. Kapustin, damals noch Vizepräsident des BLSV. Er würdigte die Arbeit im Breitensportbereich und forderte die Verantwortlichen auf, sich um die Anerkennung des Karate als offizielle Schulsportart zu bemühen. Voll des Lobes war Fritz Wendland, Vizepräsident des Deutschen Karate Verbands (DKV) für die organisatorische und sportliche Arbeit im BKB. Er hob die Bezirksstrukturen hervor und dass der BKB statistisch gesehen über die größte Dichte an Karateka in Deutschland. Er plädierte für die Integration weiterer Stilrichtungen, ein Weg auf dem der BKB in den folgenden Jahren führend werden sollte. Bedenklich für Wendland waren die Tendenzen, eine "Kindersportart" zu werden, wie es im Judo sich bereits geschehen sei.

Im Rückblick auf seine zweite Amtsperiode blickte der aus familiären Gründen scheidende Präsident Andreas Schölz stolz auf den enormen Mitgliederzuwachs auf 25.000 zurück. "Auf Grund der vorzüglichen Arbeit auf allen Ebenen und nicht zuletzt durch den Bau des Landesleistungszentrums nehmen die Erfolge bayerischer Karateka bei deutschen und internationalen Meisterschaften stetig zu". Schölz sah 1991 bereits eine drohende Arbeitsüberlastung der Ehrenamtlichen und schlug verstärkte Teamarbeit und Rotation vor.

Nach 1990 zeigten sich neue Probleme im Karate, auf Bundesebene gab es Turbulenzen, die Zeit war überschattet von der Abspaltung des JKA - Shotokan- Karateverbandes um den ehemaligen Bundestrainer Hideo Ochi vom DKV. Auch im BKB taten sich Gräben auf zwischen den traditionellen breitensportlich orientierten Karateka und Trainern und den modernen Wettkämpfern im Spitzensport, die professionell auf Sporterfolge hinarbeiteten, und das auch in Turnschuhen und Trainingsanzügen statt dem Gi. Als Wunschkandidaten für seine Nachfolge präsentierte Schölz den 31- jährigen Teublitzer Polizeioberkommissar Albert Schindler jun., der bis dahin als Vizepräsident und Referenten für Breitensport erfolgreich gearbeitet hatte.

Die Neuwahlen brachten einschneidende personelle Veränderungen für Präsidium und TA. Albert Schindler jun. wurde einstimmig zum neuen und dritten Präsidenten des BKB gewählt. Josef Schäfer wurde als Vizepräsident bestätigt. Das neu geschaffene Amt des zweiten Vizepräsidenten besetzte der bisherige Sportwart Roland Lowinger. Der seit 1983 tätige Schatzmeister und Geschäftsführer wurde einstimmig bestätigt ebenso wie Kampfrichterreferent Klaus Sterba. Neuer Sportwart wurde Walter Sosniok, Franz Kiening amtierte weiter als Landesjugendwart. Neu und einstimmig in die Funktionen gewählt wurden Helmut Cornelje (Breitensport) und Franz Probst als Referent für Öffentlichkeitsarbeit.

Bestätigt wurde das Schiedsgericht mit Wolfgang Großmann, Hermann Leski, Barbara Schindler und John Schwarz, für den ausgeschiedenen Klaus Schilz rückte Erich Bilska nach. Einstimmig bestätigt wurden als Revisoren Evi Silhavy und Hans Werner Wulff.

Bezirksvorsitzende waren Ende 1991 Peter Landgraf (Oberbayern), Helmut Müller (Niederbayern), Heinz Gomeier (Oberpfalz), Walter Sosniok (Oberfranken), Helmut Scherer (Mittelfranken), Hilmar Fuchs (Unterfranken) und Roland Lowinger (Schwaben).

Als Stilrichtungsreferenten fungierten Hilmar Fuchs (Shotokan), J.D. Eisheuer (Kyokushinkai), Karl-Heinz Stief (Wado-Ryu) und Heinrich Büttner (Goju Ryu).

Der scheidende Öffentlichkeitsreferent Hermann Großmann arbeitete künftig hauptberuflich für den DKV als Redakteur des "Karate - Magazin".