7.April 2002 / ia |
Im Dezember 2001 erreichte der BKB sowohl im Deutschen Karate Verband als auch im Bayerischen Landessportverbund seine bisher höchste Mitgliederstärke (35.605 Mitglieder in 437 Vereinen). Dabei stehen die Kinder im Alter von 6 - 13 Jahren zahlenmäßig an der Spitze (knapp 14.000).
Richtungsweisend auch für das Karate im DKV war der Wandel des BKB vom „Fachverband zum Dachverband". 1983 waren nur Vertreter der vier großen Karatestile „Shotokan", „Goju- Ryu", „Wado-Ryu" und „Kyokushin-Kai" im BKB vertreten, durch die von Präsident Schindler initiierte Öffnung sind 2002 nun auch Karateka der Stile „"Goju - Kai", „Goju- Kan", „Kempo", „Shorin Ryu Seibukan", Shorin Ryu Siu Sin Kan" und des „Tang Soo Do" integriert. Zudem ebnete man 1999 den Kickboxern der „Bayerischen Amateur Kickbox Union" (BAKU) den Weg in den BLSV, indem man sie als Sektion aufnahm. Damit konnte die Integration des Amateurkickboxens in den BLSV erfolgen, ohne daß das langwierige und problematische Aufnahmeverfahren als Fachsportverband notwendig geworden wäre. All diese Kampfsportler profitieren nun von den organisatorischen Leistungen des BKB und den vielfältigen Angeboten des BLSV mit seiner begehrten Trainerausbildung.
Die 31 Mitgliedern des Technischen Ausschusses werden in den nächsten Jahren als Ressortleiter daran arbeiten, die Mitgliederzahlen insbesonders auch älterer Karateka weiter zu steigern. Im Mittelpunkts stehen zudem Verbesserungen im Leistungssportbereich, in der Mitarbeitergewinnung, der Vereinsleiterausbildung und der Vermarktung des Karatesportes.
Natürlich ist für den Sportfachverband der Wettkampf eine tragende Säule. Dem trägt der BKB mit Bezirks- und Landeskadern von Schüler- über den Jugend- bis in den Erwachsenenbereich Rechnung. Neben der Sportschule Oberhaching werden diese Kader sowohl im Landesleistungszentrum Kempten wie auch in den Bezirks-Stützpunkten trainiert. Das LLZ Kempten unter der Leitung vom Roland Lowinger besteht bereits seit 1988. Ausgestattet mit Schwingboden und Fußbodenheizung und auch die nötigen technischen Einrichtungen wie Videokamera und Fernsehgerät stehen somit dem Bayernkader optimale Bedingungen zur Verfügung um das Leistungstraining zielgerichtet und professionell zu gestalten.
Das die konzentrierte Kaderarbeit der sechs Landestrainer Früchte trägt, sieht man unter anderem an den fünf Deutschen Meistertiteln und sieben Vizemeistertiteln alleine im Jahr 2001. Daneben konnte der Landeskader auch im internationalen Bereich, z.B. beim KOI World Cup in Malaysien mit ersten und zweiten Plätzen bestehen.
Um Sporterfolge auf breiter Basis zu erreichen sind qualifizierte Trainer notwenig, die in Fort- und Weiterbildungsmaßnahmen fachlich ausgebildet werden. Alleine im Jahr 2001 haben über 120 Karatekas ihre Fachübungsleiterlizenz nach den Richtlinien des BLSV erworben. Daneben wurden noch eine Vielzahl von C und B-Trainerlizenzen vergeben und für die interessierten Vereinstrainer Seminare und Fortbildungswochenenden angeboten.
Als Sport ist Karate relativ jung. Erst Anfang dieses Jahrhunderts entstand in Japan durch Einflüsse aus Okinawa aus der traditionellen Kampfkunst ein Kampfsport mit eigenem Regelwerk!
Das Wettkampfkarate ist in der heutigen Zeit nicht mehr wegzudenken! Es werden zwei Wettkampfdisziplinen unterschieden. Beim Kumite (Freikampf) stehen sich zwei Karateka auf einer Wettkampffläche gegenüber und versuchen wertbare Stoß-, Schlag- und Tritttechniken an zu bringen. Zur Sicherheit der Athleten tragen diese Faustschützer und jeder harte Kontakt beim Gegner wird durch ein System von Ermahnungen und Strafen geahndet. Die Kriterien sind so gehalten, dass Verletzung der Kampfpartner ausgeschlossen ist: Wer sich nicht daran hält, wird disqualifiziert
Die zweite Disziplin ist die Kata (symbolischer Kampf) - Äußerlich stellt die Kata einen Scheinkampf gegenüber mehrerer Angreifer dar, die sich aus verschiedenen Richtungen nähern. Jede Bewegung hat ihre festliegende Bedeutung, und in jeder Folge liegt die Erfahrung zahlreicher großer Meister. Man unterscheidet annähernd 100 verschiedene Katas mehrer Stilrichtungen, deren Ästhetik im Einklang von Kampfgeist, Dynamik und Rhytmik liegt.
Für Aufsehen sorgen immer wieder die Medaillen von BKB-Karateka bei deutschen und Internationalen Wettkämpfen. Einer der Höhepunkte war im Februar 2002 der Gewinn des Europameistertitels (Kumite Junioren - 60kg) durch Thomas Dannheimer.
Seit Anbeginn sind immer wieder Bayerische Karateka im Bundeskader vertreten, für 2002 sind Senol Yildirim, Thomas Dannheimer, Savas Gönenler, Jerome Pöhlmann, Stefan Müller und Florian Hien im Kumite nominiert. Im Bereich Kata starten Claus Arnold und Claudia Völk in den Kata-Synchronteams des DKV auf Europa- und Weltmeisterschaften. Zu den großen Namen der Vergangenheit zählen durch ihre Erfolge bei Europa- und Weltmeisterschaften Herbert Perchtold, Silvia Wiegärtner (verheiratete Schnabel), Dr. Waldemar Rauch und Siegfried Hartl.
Der unbestrittene Höhepunkt in der Geschichte des BKB war die Ausrichtung der WM 2000 in der Olympiahalle in München. Fünf Jahre Vorbereitung durch das WM- Organisationskomitees mit Präsident Albert Schindler an der Spitze wurden letztendlich gekrönt durch ein einzigartiges Sportfest, der größten Karate-Veranstaltung aller Zeiten! Dies unterstreichen auch eindrucksvoll folgende Zahlen: Rund 2.300 Teilnehmer aus 97 Nationen; 820 Starter aus 84 Nationen; über 160 Akkreditierungen von Medienvertretern; über 38.000 Zuschauer, über 20 verschiedene Aussteller....!!! 16 Organisationsmitglieder und über 200 freiwillige Helferinnen und Helfer - alle aus Vereinen des BKB - zeichneten für einen reibungslosen Ablauf verantwortlich. Wie perfekt dies bewältigt wurde, drückt sich in der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft des Deutschen Karate Verbandes für den „Boss" Albert Schindler aus, der stellvertretend für alle Beteiligten mit dieser höchsten Auszeichnung des Verbandes geehrt wurde. Damit hat der Bayerische Karate Bund Geschichte geschrieben, sowohl für das Deutsche sowie auch für das Weltkarate. Dieser Event dürfte so schnell von niemanden mehr übertroffen werden.
Sehr am Herzen gelegen ist immer Karate als Schulsport, da man beim Unterricht an Schulen sehr positive Erfahrungen gesammelt hatte. Immer wichtiger wird auch der Breitensport, der einerseits die Möglichkeiten der japanischen Kampfkunst als „lifetime-Sportart" pflegt, andererseits sich aber auch um die Wurzeln und alten Lehren kümmert.
Und die Frauen haben sich im Karate seit 20 Jahren emanzipiert: Frauen haben sich alle Wettkampfdisziplinen erobert, sie überzeugen auf der Kampffläche und in den letzten Jahren auch immer mehr als Schiedsrichterinnen.
Franz Probst, Medienreferent des BKB
Ingo @verdunk