26.Januar 2007 / sk

British Open 2007 - Erlebnisreise auf die Insel

British Open fordern den Jugendkader heraus

München / London - Flug(-angst), Underground-Eldorado, Tropenklima, Chaosveranstaltung, Spitzenniveau, Sightseeing, Teamgeist… 22 Bayern, darunter Athleten, Landestrainer und Betreuer sowie Eltern und Kampfrichter Franz Ippisch trafen sich in freudiger Erwartung am Münchener Flughafen, um zu den British Open nach London aufzubrechen. Das Wochenende wurde nicht nur zu einem Wettkampfereignis, sondern zu einem vielseitigen Erlebnis für alle Beteiligten.


Die Mannschaft des Bayerischen Karate Bundes auf der British Open 2007.
Foto: Sandra Kauntz

Die Freizeitaktivitäten

Bei strahlendem Sonnenschein landeten wir in London Stansted. Ab da galt es den Dschungel an öffentlichen Verkehrsmitteln zu durchkreuzen, um in der wenigen Freizeit möglichst viel von der 7,5 Mio. Einwohner umfassenden Metropole zu erobern. Jedes Grüppchen hatte dabei seine eigene Vorgehensweise, so dass die gegenseitigen Erzählungen im Anschluss eine bunte Mischung aus Wachsfiguren Museum, Buckingham Palace, Chinatown, Shoppingmarathons, Hot-Dog-Suche, Kinobesuch und vielem mehr beinhalteten.Für uns Betreuer war es besonders erfreulich, dass die Jugendlichen sich absolut zuverlässig an Absprachen hielten und das Wochenende somit stressfrei und "sorgenlos" verlief.

Das Turnier

Die entspannte Planlosigkeit, die die Halle beim Betreten am Samstagmorgen ausstrahlte, entsprach eher dem Klischee südlicher Länder. Das Klima in der Halle ließ dahingegen auf einen tropischen Ausrichter schließen. Zum Zeitpunkt des geplanten Turnierstarts wurden in der Zweifachturnhalle gemütlich die Wettkampfmatten aufgebaut und Kabel verlegt. Die Kampfrichter packten mit an, stellten anschließend auch die Tischbesetzung an den elektronischen Anzeigetafeln und waren somit oftmals Listenführer, Techniker und Obmann in einer Person. In einem Eck der ohnehin knapp bemessenen Halle trainierte bis in die Nachmittagsstunden eine Trampolinmannschaft auf ihrem Riesensportgerät und sorgte so dafür, dass die Platznot noch größer war. Dennoch war es den Ausrichtern gelungen 600 Sportler für das Turnier zu akquirieren. Aus 20 Nationen, darunter Malta, Island, Norwegen, Belgien, Schottland, und die Slowakei, waren die Athleten auf die Insel gekommen, um sich auf einem "ebenso hohen Niveau wie bei einer Deutschen Meisterschaft" (Zitat Kata-Landestrainer Michael Schölz) zu messen. Neben dem hohen Niveau waren die Freundlichkeit und das Entgegenkommen der Organisatoren und Verantwortlichen bei "Spezialwünschen" positive Merkmale des Turniers - Wenn auch die einzigen.

Die Kata-Wettbewerbe

Trotz der sehr herausfordernden Bedingungen konnten alle Athleten ihre Höchstleistung abrufen. Bei Patrick Lurz wurde diese dann auch mit einer Medaille belohnt. Im Finale positionierte er sich durch seine spritzige, technisch saubere und ausdruckstarke Kata bei den 18 bis 20Jährigen auch deutlich als Favorit. Der Traum vom Gold platze jedoch nach dem zunächst perfekten Sprung in der Kata Unsu, da Patrick mit der zuvor gezeigten "Kanku Sho" fort fuhr und somit seine Darbietung abbrechen musste. Julia Kolbinger musste sich gegen ihre hochkarätige belgische Gegnerin geschlagen geben, Jonas Palm wurde ebenfalls von einem technisch herausragenden Gegner ausgestochen, Christina Seizl und Matthias Schütze bekamen eine zweite Chance in der Trostrunde und erkämpften sich immerhin jeweils den 5. Platz. Alles in allem war Trainer Michael Schölz mit der Leistung seiner Schützlinge zufrieden und konnte einige Anreize für das weitere Training generieren, um seine Sportler dem internationalen Leistungsniveau ein Stück näher zu bringen.


Patrick Lurz beim Sprung der Kata Enpi.
Foto: Sandra Kauntz

Die Kumite-Wettbewerbe

Mehr als zufrieden konnte auch Siggi Drexel sein. Er hatte den 13-Jährigen Alexander Schmitt nominiert. Gewohnt souverän deklassierte das Nachwuchstalent seine Gegner mit 7:0, 4:1 und 9:1. Damit sicherte sich der amtierende Bayerische Meister überglücklich die Goldmedaille und stellte unter Beweis, dass auch international mit ihm zu rechnen ist. Weniger erfreulich lief es bei den älteren Semestern. Zunächst überraschte der Ausrichter damit die Anzahl der Athleten pro Kumite-Mannschaft von 3 auf 5 herauf zu setzen. Spontan willigte Patrick Lurz ein sich der völlig ungewohnten Aufgabe zu stellen und somit dem Team (Oliver Michel, Patrick Schalch, Stefan Erhardt) wenigstens einen 4. Mann zu bescheren. Dieser kam allerdings nicht mehr zum Zuge, da bereits nach drei Kämpfen entschieden war, dass Bayern gegen den Lokalmatadoren und späteren Vizegewinner verloren hatte.


Der 13-jährige Alexander Schmitt gewinnt Gold in der Disziplin Kumite.
Foto: Sandra Kauntz


Stefan Erhardt startete in den Disziplinen Kata und Kumite.
Foto: Sandra Kauntz

Janina Zuber musste alle Tücken eines internationalen Turniers am eigenen Leib spüren. Mit 5stündiger Verspätung kam sie endlich zum Zuge. Als sie ihrer Gegnerin 10 Sekunden vor Schluss einen brillanten Mawashi-geri auf die Wange klatschte, jubelten die Fans siegessicher. Umso enttäuschender war die Entscheidung des Kampfrichters, die Technik nicht zu werten, wodurch der Kampf für Janina verloren ging. Auch bei den Jungs war die Bilanz nicht erfreulicher. Landestrainer Stefan Müller verzweifelte daran, dass die Sportler seine Anweisungen nicht umsetzen konnten und musste mit zu sehen, wie ein Kampf nach dem anderen verloren ging. Stefan Erhardt, Oliver Michel, Nico Drexel und Nikolai Pourraki mussten sich bereits in der ersten Runde geschlagen geben. Patrick Schalch startete mit einem viel versprechenden 4:0-Sieg, verlor dann aber völlig unnötig in der 2. Runde.

Letztlich lag alle Hoffnung auf Waldemar Eberhard. Dieser machte es dann auch spannend. Gegen den englischen Nationalkämpfer, der ihn schon einmal bezwungen hatte, gewann er im Enchosen. Auch in der 2. Runde zogen "Walde" und sein Gegner Punkt um Punkt gleich auf. In der Verlängerung gelang keinem der beiden das "golden Gole" und so kam das frustrierende Aus mit dem Kampfrichterentscheid.

Fazit

Wenngleich die sportlichen Erfolge durchaus ausbaufähig sind, wuchs die Mannschaft noch besser zusammen. Die Athleten verzichteten teilweise auf das verlockende Freizeitangebot Londons, um ihre Teamkollegen anzufeuern. Das hohe Niveau der Meisterschaft sorgte dafür, dass die Sportler wichtige internationale Erfahrungen sammelten und durch zahlreiche störende Außeneinflüsse wurde die Belastbarkeit der Athleten auf den Prüfstand gestellt.

Sandra Kauntz

Ingo @verdunk
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