Einführung
Budo
...ist der japanische Oberbegriff für ostasiatische Kampfsportarten bzw. Kampfkünste, in denen der kriegerische Aspekt
zugunsten der Persönlichkeitsförderung und spirituellen Selbstentwicklung aufgegeben wurde. Seit jeher war Budo eine Lebens-
und Charakterschule, die wenig oder gar nichts mit dem zu tun hat, was wir im Westen unter dem Begriff „Sport“ verstehen.
Nicht die äussere Leistung, sondern die innere Reifung und Menschwerdung stand und steht im Mittelpunkt der Weglehre der
Kampfkünste.
Aufgrund dieser originären erzieherischen, selbsterzieherischen aber auch therapeutischen Anteile der Auseinandersetzung mit
sich selbst gewinnt Budo heute als neues Medium in der Pädagogik immer mehr an Bedeutung und Beachtung.
Budo als pädagogischer Ansatz
Judo, Karatedo, Aikido, Taekwondo, Kung-Fu oder Tai-Chi wurden in den letzten Jahren äußerst erfolgreich in der
pädagogischen und therapeutischen Arbeit mit schwierigen Zielgruppen eingesetzt.
Derartige Ansätze, die Budo ganz gezielt zur Entwicklung und Förderung von Selbstbewußtsein und Selbstbeherrschung oder
positiven Sozialverhaltens anwenden, gehen inhaltlich und methodisch weit über ein „normales“ Training im Sportverein hinaus.
Gefordert wird deshalb eine Vorgehensweise, die die erzieherischen und therapeutischen Aspekte des Budo systematisch
einbezieht.
Wachsender Bedarf nach Qualifizierung - Die Weiterbildung als innovative Antwort
Trotz wissenschaftlich bestätigtem Erfolg vieler Budo-Projekte in Pädagogik, Beratung und Therapie und dem wachsenden Interesse
von Institutionen, Budo in der Betreuung und Behandlung ihrer Klientel zu integrieren, fehlte es unlängst noch an speziell
qualifizierenden Ausbildungen, die die erforderliche professionelle Kompetenz vermitteln, garantieren und den Praktikern auch
formal zertifizieren.
Die am Institut für Jugendarbeit über lange Jahre durchgeführte Zusatzqualifikation "Budo und soziales Lernen" für Trainer
asiatischer Kampfsportarten knüpfte an diesen Bedarf an und führte 1999 – erstmals überhaupt – zur Entwicklung eines umfassenden
Ausbildungskonzeptes mit offizieller Anerkennung für Berufe in pädagogischen Handlungsfeldern.
Die 1 ½-jährige berufsbegleitende Weiterbildung zum / zur Budo-Pädagogen© / Budo-Pädagogin©, die seitdem in Kooperation
des Instituts für Jugendarbeit des Bayerischen Jugendrings und dem Institut für Budopädagogik zum wiederholten Male in Gauting
angeboten wird
- ist ein bundesweit einmaliges Pilotprojekt zur besonderen fachlichen Qualifizierung von ausgesuchten Interessenten,
- die über den zielgerichteten Einsatz fernöstlicher Kampf- und Bewegungskünste des Budo systematische Lehr-, Lern- und
Therapieprogramme entwickeln, betreuen oder durchführen wollen.
Ziele der Weiterbildung
Die berufsbegleitende Weiterbildung
- qualifiziert die Berufspraxis, insbesondere die Jugend-, Sozialarbeit und Pädagogik und ihre Mitarbeiter
- gibt einen systematischen Überblick über die Vielfalt der Anwendungsmöglichkeiten von Budo in erzieherischen, sozialen und
therapeutischen Feldern,
- befähigt die Teilnehmer/innen, in einem ausgesuchten Praxisfeld selbst Budopädagogik anzuwenden oder konzeptionelle
Leitungsverantwortung für budopädagogische Projekte und Behandlungsansätze zu übernehmen,
- verfolgt einen interdisziplinären Ansatz durch die Kooperation der Vertreter verschiedener Budo-Systeme, wissenschaftlicher
Fachgebiete, unterschiedlicher Berufsgruppen und ihrer Institutionen
Zielgruppen
An wen wendet sich diese qualifizierende Maßnahme, welche Voraussetzungen sind zu erfüllen und für wen ist sie besonders
geeignet, die beruflichen Standards wie Perspektiven zu verbessern ?
Die Weiterbildung richtet sich in erster Linie an
professionell Tätige in erzieherischen, sozialen und therapeutischen Feldern, also z.B.
- Erzieher/innen,
- Sozialarbeiter/innen,
- Heil-, Sonder- und Sozialpädagogen/innen,
- Lehrer/innen und Pädagogen/innen,
- Sportlehrer/innen und -therapeuten/innen
- Physiotherapeuten/innen,
- Psychologen/innen
- sowie alle berufsverwandten Professionen mit - natürlich - Erfahrungen im Budo (am besten Lehrmeister/innen),
aber auch
- an erfahrene und höhergraduierte Kampfsport- und Budo-Trainer mit Erfahrungen insbesondere im Kinder- und
Jugendbereich
- sowie im Sportbereich Verantwortliche und Funktionäre aus Verband, Behörde oder gemeinnütziger Institution mit
Engagement und Interesse an einer grundlegenden pädagogischer Qualifikation.
Die Eckpfeiler der Budopädagogik
Die Disziplin der Budopädagogik ist die spezielle Pädagogik
- des Budo (d.h. was wird im Budo gelehrt ?),
- im Budo (d.h. wie werden Lernprozesse organisiert ?) und
- durch Budo (d.h.: was wird speziell erreicht ?).
Die Bezugssysteme der Budopädagogik liegen in der Theorie und Praxis von Psychologie und Erziehungs- und Sportwissenschaft.
Die Budopädagogik gewinnt auch eigene Erkenntnisse aus der Analyse und der Konvergenz ihrer fachlichen Nachbardisziplinen und
„Nebenfächer“, beispielsweise der Philosophie, Soziologie, Kriminologie.
Die Betonung interdisziplinärer Konzepte ist bei der eklektizistischen Entwicklung und Vorgehensweise der Budopädagogik
programmatisch und bezieht sich selbstverständlich auch auf die Synergie östlicher und westlicher Verfahren der
Persönlichkeitsbildung und -entwicklung.
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Struktur der Weiterbildung
Lernorganisation
Die Weiterbildung ist in themenzentrierte Kurseinheiten gegliedert, in denen die grundlegenden Bausteine der Budopädagogik
erarbeitet, bearbeitet und weiterentwickelt werden. Fachvorträge aus Forschung und Praxis des Budo und der Wissenschaften zu
einzelnen Themenschwerpunkten ergänzen die Gruppen-, Partner- und Einzelarbeiten, in denen systematisch und zielorientiert unter
Anleitung der Ausbildungsleiter die Lerninhalte vertieft werden.
Der Transfer in die eigene berufliche und budospezifische Praxis wird durch Übungseinheiten, supervidierte Lehrsituationen sowie
themen- und zielgruppenspezifische Praxisberichte von Experten unterstützt.
Die Weiterbildung bezieht daneben aber auch (der Idee des Budo folgend) ritualisierte Abläufe und Übungen der Kontemplation
(z.B. regelmäßiges ZaZen) mit ein.
Die Weiterbildung mit einem Umfang von insgesamt etwa 250 Unterrichtsstunden ist als berufsbegleitende Maßnahme für einen
Zeitraum von 1 ½ Jahren konzipiert, die sich arbeitnehmerfreundlich über drei Kalenderjahre erstreckt(Ausnutzung dreimaligen
Bildungsurlaubs).
In diesem Zeitraum finden 9 Kurseinheiten statt
- 5 Wochenendseminare (Freitag-Nachmittag bis Sonntag-Mittag) in Gauting / München
- 1 Praxisseminar in der Kampfkunst-Akademie des Instituts für
Budopädagogik in Stade (bei Hamburg)
- 2 verlängerte Wochenendseminare (Donnerstag-Nachmittag bis
Sonntag-Mittag) in Gauting / München
- 1 abschließendes Wochen-Kolloquium (Mittwoch-Nachmittag bis Sonntag-Mittag) in Gauting / München
Leistungsnachweise
Neben der durchgängigen Teilnahme am praktischen Unterricht (Präsenzpflicht) und der schriftlichen Vor- und Nachbereitung der
einzelnen Seminarteile (Mitarbeit) sind ferner zu erbringen:
- die Vorbereitung eines Referates anhand selbstausgewählter Literatur
- die Abfassung einer schriftlichen Abschlussarbeit (Umfang etwa 20-30 Seiten)
- Präsentation der Abschlussarbeit und Darbietung einer Performance beim Abschlusskolloquium
Zertifikat
Die Weiterbildung wird durch das Institut für Jugendarbeit und das Institut für
Budopädagogik mit einem Diplom zertifiziert.
Träger
ist das Institut für Jugendarbeit des Bayerischen Jugendring, Gauting. Die Weiterbildung ist hier im Fachbereich „Grundlagen
und Methoden der Bildungsarbeit“ angesiedelt, der von Dr. Roland Feldmann geleitet wird.
Die Weiterbildung wird in Kooperation mit dem Institut für Budopädagogik durchgeführt, das inhaltlich für das Fach
Budopädagogik verantwortlich zeichnet.
Veranstaltungsorte
Bis auf das dreitägige Praxisseminar, das in der Kampfkunst-Akademie Stade (bei Hamburg) durchgeführt wird, finden alle
sonstigen Veranstaltungen im Institut für Jugendarbeit Gauting (nahe München) statt.
Das Institut bietet neben arbeitsfeldbezogenen, thematischen und methodischen Fortbildungen und Projekten seit einigen Jahren
praxisbezogene Zusatz- und Weiterbildungen an. Es verfügt über eine hervorragende Infrastruktur (Übungsräume, Gruppenräume,
Unterbringung, Verpflegung, Freizeit...)
Konzeption
Dr. phil. Jörg-Michael Wolters, Erziehungswissenschaftler und Universitätsdozent für Sozialpädagogik, ist als Budoka mit über
20jähriger Erfahrung als Karatelehrmeister (Shoto-Kempo-Ryu Soke) der Begründer der Budopädagogik. Dr. Wolters erforscht seit
Langem die Auswirkungen von Kampfkunst in der Pädagogik und als Therapie und entwickelte, leitete und evaluierte
unterschiedliche Budo-Projekte vor allem im Bereich Heimerziehung, Strafvollzug, Sozialtherapie und Jugendpsychiatrie. Laut
Budo-Lexikon ist der international ausgezeichnete Großmeister einer der „Wegbereiter des Karate in Deutschland“. Er leitet das
Institut für Budopädagogik und die ihm angeschlossenen Kampfkunst-Akademie in Stade und sitzt dem Aufsichtsrat des 2001
gegründeten Berufsverbandes der Budopädagogen und -pädagoginnen (BvBP) vor.
Leitung
Fachliche Leitung:
Dr. phil. Jörg-M. Wolters
Erziehungswissenschaftler und Therapeut, Kempo-Karatedo- und Budolehrer, Autor
Organisatorische Leitung:
Karin Springer
Lehrerin, Trainerin, Autorin, Mediatorin, Aufbaustudium Psychologie
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