11. August 2006 / blsv

Vom Fechter-Verband zum Karate-Bund

Der Wechsel des Verbandes für Moderne Schwertkunst sorgt im Sportbeirat für Diskussionen

"Ich frage mich schon, warum ich mir damit so viel Arbeit gemacht habe." Martina Radl ist enttäuscht. Die Präsidentin des Bayerischen Fechterverbandes hatte sich dafür engagiert, dass sich der Verband für Moderne Schwertkunst in Bayern (VMSB) iim Jahr 2004 als Sektion ihrem Fachverband anschließen konnte. Damit fand der VMSB auch Platz unter dem Dach des Bayerischen Landes-Sportverbandes. Als eigenständiger Fachverhand hätte der VMSB nicht in den BLSV aufgenommen werden können. Dafür wären mindestens 3000 Einzelmitglieder sowie Vereine in fünf Sportbezirken erforderlich. So sehen es die BLSV-Richtlinien vor. Moderne Schwertkunst wird aber in Bayern von nur etwas mehr als hundert Mitgliedern in fünf Vereinen betrieben, und alle fünf Vereine sind in Oberbayern beheimatet.

Inzwischen hat der VMSB den Bayerischen Fechterverband aber schon wieder verlassen, um sich einem anderen BLSV-Fachverband, dem Bayerischen Karate-Bund, anzuschließen. Diese Vorgehensweise stellte Martina Radl nun im BLSV-Sportbeirat, dem Gremium der Fachverbandspräsidenten im Bayerischen Landes-Sportverband, zur Diskussion. Und sie ergänzte: "lch sehe Handlungsbedarf." Denn der Sportbeirat entscheide, welchem Fachverband eine Sektion zugeteilt werde, und der Sportbeirat habe vor zwei Jahren entschieden, dass die Moderne Schwertkunst zum Fechten gehöre.

Welche Gründe aber haben den VMSB veranlasst, dem Fechterverband wieder den Rücken zu kehren? Waren letztendlich finanzielle Gründe ausschlaggebend? Martina Radl erläuterte, dass auch die Mitglieder des Verbandes für Moderne Schwertkunst den Beitrag von acht Euro für den Deutschen Fechter-Verband zu zahlen hätten, dazu kämen weitere 50 Cent für den Bayerischen Fechterverband. Dagegen müssen im Bayerischen Karate Bund schon die Mitglieder, der angeschlossenen Sektion Kickboxen keine Beiträge für den nationalen Spitzenverband DKV entrichten, weil sie vom Deutschen Karate-Verband auch keine Leistungen zu erwarten hätten, so Irmgard Borgs, Vizepräsidentin des Bayerischen Karate-Bundes.

Als dann in der Diskussion die Befürchtung geäußert wurde, es könnte sich jede Sektion den Fachverband suchen, bei dem es am günstigsten ist, Sport zu treiben, zeigte der Beifall, dass diese Bedenken von vielen Sportbeiratsmitgliedern geteilt werden. Andererseits verwiesen die BKB-Vizepräsidenten Irmgard Borgs und Erich Bilska auf die gewachsenen Bindungen zwischen Karate und Moderner Schwertkunst. So seien die Vereinsabteilungen für Moderne Schwertkunst in der Regel aus Karate-Abteilungen entstanden und auch VMSB-Präsident Matthias J. Bauer selbst mache Karate.

Bestand vor diesem Hintergrund für den Sportbeirat Entscheidungsbedarf? Bei einem einvernehmlichen Wechsel einer Sektion von einem BLSV-Fachverband zu einem anderen ist die Zustimmung des Sportbeirates nicht erforderlich. Zu dieser Grundposition bekannte sich das Gremium schließlich einstimmig. Da aber die Kündigung des VMSB beim Fechterverband ordnungsgemäß und der Bayerische Karate-Bund aufnahmewillig sei, müsse von einem einvernehmlichen Wechsel ausgegangen werden, fasste der Sportbeiratsvorsitzende Gerd Tschochohei den Diskussionsstand zusammen. Eine Abstimmung über den Fachverbandswechsel des VMSB hatte sich damit erübrigt.

Ste
Bayernsport Nr. 19 vom 9.Mai 2006, Seite 9

Ingo @verdunk
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