2.Mai 2007 / jd

"Faszination Kata"

Begeisterte 170 Teilnehmer beim Jubiläumslehrgang des Dojo Gomekan

Neuendettelsau - Eigentlich geht es beim Karate-Do ja nicht zuletzt um Standfestigkeit - und da sieht es nicht so gut aus, wenn man förmlich überrannt wird. Trotzdem war die Freude in Neuendettelsau groß, als sich am letzten Samstag eine unerwartet große Teilnehmerzahl zum Jubiläumslehrgang des Dojo Gomekan einfand. Neben dem verlockenden Programm hatte wohl auch das herrliche Frühsommerwetter viele auf den Weg gebracht, um sich die abendlichen Grillwürstchen und das kühle Helle durch ein schweißtreibendes Training nach allen Regeln der Kunst richtig zu verdienen.

Neuendettelsau hat sich in Karate-Kreisen inzwischen ja ohnehin einen sehr guten Ruf erworben. Seit seiner Gründung vor 10 Jahren durch Uwe Chszaniecki (3. Dan, Karatelehrer, ehemaliger Breitensportreferent des BKB) besteht dort das Dojo Gomekan innerhalb des TSC Neuendettelsau, und fast in jedem Jahr wurden zusätzlich zum normalen Training auch hochkarätige Meister nach Mittelfranken geholt, die weithin beachtete Lehrgänge abhielten und auch Leute von jenseits der bayerischen Grenzen anlockten.


Die Trainer des Jubiläumslehrgangs des Dojo Gomekan: Gründer Uwe Chszaniecki, Lothar Ratschke, Fritz Oblinger und Helmut Cornelije (von links nach rechts).
Foto: privat

Für das Jubiläum hatte sich Uwe Chszaniecki etwas Besonderes ausgedacht: Unter dem Titel "Faszination Kata" waren drei große Meister eingeladen, die bestimmte "Kata" vorstellten, also die dem Karate-Do zugrunde liegenden Urformen der Bewegungsabläufe und ihre Anwendungs- möglichkeiten. Dabei wurden sowohl die leichteren Kata der Heian-Reihe für Anfänger aufgenommen und vertieft als auch besonders selten angebotene Kata gelehrt: Lothar Ratschke (6. Dan Karate, 1. Dan Kobudo und weitere Dan-Grade) zeigte die "Chinte" und "Gojû shi ho dai", Fritz Oblinger (6. Dan Karate, Breitensportreferent des BKB) präsentierte die Nijû shi ho und die Ji'in, und Helmut Cornelije (4. Dan Karate, 1. Dan Judo) lehrte nach einer wunderbar durchwärmenden Qi Gong-Einheit die Kata Bassai dai und eine chinesische Schwertform des Tai Chi.


Lothar Ratschke (6. Dan Karate, 1. Dan Kobudo)
Foto: privat


Fritz Oblinger (6. Dan Karate, Breitensportreferent des BKB)
Foto: privat


Helmut Cornelije (4. Dan Karate, 1. Dan Judo)
Foto: privat

Nur sehr selten kann man sich aus einem derart interessanten und anspruchsvollen Programm selber seine Einheiten zusammenstellen. Die Teilnehmerinnen und Teilnehmer aller Schülergrade (Kyu) vom Weißgurt bis zum Braungurt und die vielen anwesenden Schwarzgurte (Dan) waren denn auch mehr als angetan und die Stimmung optimal: Die einen freuten sich über die freundliche und geduldige Zuwendung, die man auch als Anfänger von den großen Meistern erfuhr, die anderen über immer neue Finessen der Deutung der Kata-Bewegungen und über interessante Anwendungsmöglichkeiten der Techniken für die Selbstverteidigung.

Nach der sonnigen Mittagspause auf der grünen Wiese fand ein so genanntes "Mondo" statt - ein Gespräch über Karate, in dem der Meister Einblick in die Geschichte und die geistigen Hintergründe des Karate gibt. Vor einem großen Hörerkreis verstand es Lothar Ratschke, mit immer neuen Geschichten aus seinem reichen Erfahrungsschatz zu begeistern, ehe das Nachmittagsprogramm mit noch einmal zwei Trainingseinheiten begann. Schließlich konnten dann auch noch interessierte Kandidaten ihre Kyu-Prüfungen bei den Meistern ablegen. Alle Prüflinge hatten Erfolg, und so haben sich die drei Meister ihr Ehrengeschenk am Ende wirklich verdient, das sie unter dem anhaltenden Beifall der Teilnehmer von Uwe Chszaniecki überreicht bekamen.


"Mondo" - ein Gespräch über Karate, in dem der Meister Einblick in die Geschichte und die geistigen Hintergründe des Karate gibt.
Foto: privat


Einstimmung auf das Training, einmal anders: Die Teilnehmer versammeln sich im Kreis.
Foto: privat

Eingerahmt und getragen wurde die ganze Veranstaltung von dem bewährten Team der Dojo- Helfer, die von der Ausschilderung über Kasse und Empfang bis hin zur gut ausgelasteten Cafeteria dafür sorgten, dass man sich beim Neuendettelsauer Karate-Lehrgang wieder einmal rundum wohl fühlen konnte. Zu diesem Service gehören nicht zuletzt die vielen Bilder, die auf der Gomekan-Website (www.gomekan.de) eingestellt wurden und allen Teilnehmern und Außenstehenden ein gutes Bild von der Veranstaltung vermitteln können.

Mit der Verabschiedung der Lehrgangsteilnehmer war allerdings für die Dojo-Mitglieder die Veranstaltung noch nicht zu Ende, denn auf die Pflicht folgte am Abend die Kür der internen Jubiläumsfeier. Die Vorhalle der Turnhalle wurde zum großen Festraum umgestaltet, die Tische gedeckt, eine Musikanlage aufgebaut. Als dann die vorbestellten Köstlichkeiten serviert wurden, war es auch an der Zeit, einige schon früher erfolgreich absolvierte Prüfungen mit einem Schluck Prosecco zu begießen.

10 Jahre sind eine lange Zeit, wenn man aus dem Nichts ein Dojo aufbaut. Das wollte gewürdigt werden, und so rief Uwe Chszaniecki nach dem Essen die drei Mitglieder zu sich nach vorne, die schon von Anfang an mit dabei waren und nicht "das Handtuch geworfen" haben. Als Zeichen des Dankes und als Erinnerung an diese Beständigkeit bekamen alle ein Handtuch mit eingesticktem Dojo-Logo umgehängt.

Verdankt aber wird die Existenz und Aufbauarbeit des Dojo Gomekan natürlich vor allem Uwe Chszaniecki, der es seit seiner Gründung geführt und mit immer neuen Aktivitäten bereichert hat. In kurzen Reden brachten Siegfried Horn für den TSC Neuendettelsau und Reiner Grillenberger (5. Kyu) für die Dojo-Mitglieder diese Verdienste noch einmal allen Anwesenden in Erinnerung und dankten Uwe Chszaniecki für die von ihm geleistete Arbeit und das abwechslungsreiche Training. In den letzten Jahren war Uwe Chszaniecki darüber hinaus auch als Mitglied der Arbeitsgruppe Jukuren ("Karate der Erfahrenen") im DKV (Deutscher Karate Verband mit ca. 120000 Mitgliedern) aktiv. Diese besondere Ausrichtung des Dojo Gomekan auf den Breitensport und die Interessen der Älteren bleiben auch in den nächsten Jahren bestehen, während sich auf der anderen Seite gerade die Kindergruppen großer Beliebtheit erfreuen.

Das reiche Dojo-Leben der ersten 10 Jahre wurde abschließend auch visuell deutlich, als Jörg Dittmer (3. Kyu) die Geschichte des Dojo in einer Bilderreihe aus dem Dojo-Album lebendig vor Augen treten ließ. Ein echt japanischer Reiswein und ein Buch über die Heiligen Berge Chinas mit seinen Klöstern, wo die Kampfkünste ihren Ursprung haben, war das Dankeschön aller Dojo-Mitglieder für ihren Sensei, verbunden mit der Wunsch, dass er auch in Zukunft das Handtuch nicht so schnell werfen werde. Nach einem gemütlichen Ausklang bei Gesprächen rund um das Karate-Do fand die Veranstaltung dann nach einem langen Tag gegen 22.00 Uhr ihr endgültiges Ende - und das Dojo Gomekan geht in die nächsten 10 Jahre seiner Geschichte.

Jörg Dittmer

Ingo @verdunk
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