27. Dezember 2008 / jd

Hanshi Fritz Nöpel in Neuendettelsau

Höchstgraduierter deutscher Karateka zu Gast im Dojo Gomekan

Neuendettelsau - Das kommt nicht alle Tage vor: ein erfahrener Teilnehmer bezeichnete den Lehrgang zum traditionellen Karate-Do mit Fritz Nöpel am vergangenen Samstag im Dojo Gomekan in Neuendettelsau als den besten Karate-Lehrgang, den er je besucht habe. Dojoleiter Uwe Chszaniecki (3. Dan) hörte es nicht ungern. Ihm war es gelungen, mit Hanshi Fritz Nöpel (9. Dan) den höchstgraduierten deutschen Karateka und ein Urgestein der deutschen Karatewelt nach Neuendettelsau zu bringen.


Dojoleiter Uwe Chszaniecki war es gelungen, mit Hanshi Fritz Nöpel (9.Dan) den höchstgraduierten deutschen Karateka und ein Urgestein der deutschen Karatewelt nach Neuendettelsau zu bringen.
Foto: Jörg Dittmer

Schon dessen Lebensgeschichte ist beeindruckend: 1954 setzte er sich mit 19 Jahren aufs Fahrrad, um quer durch Asien zu den Olympischen Spielen 1956 in Melbourne in Australien (!) zu radeln. In Japan blieb er hängen und lernte im Dojo von Meister Tomoharu Kizaki (9. Dan) 11 Jahre lang Goju-Ryu-Karate, das er später als erster nach Deutschland brachte.

Die Erfahrung seines langen Karatelebens von inzwischen 52 Jahren kam auch dem Lehrgang in Neuendettelsau zugute. Als großer Erzähler begeisterte der Meister in einfachen und klaren Worten die ca. 65 Teilnehmer und Teilnehmerinnen in Neuendettelsau mit seinem unglaublichen Wissensschatz und vielen Geschichten und spannenden Erklärungen zu den historischen Hintergründen der Kampfkunst Karate-Do: über ihren Weg von China über Okinawa nach Japan, über das eigentliche Ziel der Charakterschulung und die Bedeutung der Etikette, über die Tierstile beim Kampf und ihre Anwendung bei einer effektiven und realistischen Selbstverteidigung, gerade auch für Frauen und ältere Menschen.

Bei den praktischen Übungen nach der Gymnastik staunten die "jüngeren Semester" nicht schlecht, mit welcher Schnelligkeit und Kraft der 73-jährige Meister aus Westfalen die Techniken vorführte: die blitzartigen Bewegungen und das drehende Zupacken der Schlange, die weiten eleganten Formen des Kranichstils, das gerade Vorstoßen des Tigers oder die feurigen Doppeltechniken des Drachens. Wie im Leben ist es für den fortgeschrittenen Karateka eine nicht endende Aufgabe, im Rahmen und mit Hilfe der traditionellen Formen im Wechsel der Jahre immer wieder neu den eigenen Stil zu finden und zu entwickeln.


Bei den praktischen Übungen nach der Gymnastik staunten die "jüngeren Semester" nicht schlecht, mit welcher Schnelligkeit und Kraft der 73-jährige Meister aus Westfalen die Techniken vorführte.
Foto: Jörg Dittmer

Da ist es kein Wunder, dass selbst hohe bayerische Dan-Träger wie Fritz Oblinger (6. Dan) oder Wolfgang Weigert (5. Dan) sich einreihten und am Training teilnahmen, nachdem Wolfgang als Präsident des Bayerischen Karateverbandes (BKB) zu Beginn ein Grußwort gesprochen hatte. Aber auch die Anfänger mit Gelbgurt oder Orangegurt kamen voll auf ihre Kosten. Fritz Nöpel bedankte sich am Ende bei allen für ihr engagiertes Mitmachen: auch er selbst sei nur ein etwas weiter fortgeschrittener Schüler auf dem Weg. Es ist eben nicht zuletzt die Bescheidenheit, die einen wahren Meister auszeichnet.


Selbst hohe bayerische Dan-Träger wie Fritz Oblinger (rechts) nahmen am Training teil.
Foto: Jörg Dittmer

... und wurden von Fritz Nöpel sogleich gebeten, als Trainningspartner zu fungieren.
Foto: Jörg Dittmer

Dank gab es am Ende auch wieder für die perfekte Organisation und Versorgung durch das Team vom Dojo Gomekan unter Leitung von Uwe Chszaniecki, der auch für das nächste Jahr schon wieder drei größere Karate-Events mit hochrangigen Meistern geplant hat. So ist Neuendettelsau langsam dabei, wie Fritz Oblinger es ausdrückte, "zwar nicht das Zentrum Bayerns, aber ein bayerisches Zentrum für Karate" zu werden.

Jörg Dittmer

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