5.Oktober 2003 / ia |
Bei der WM 2000 war am Rande der Wettkampfmatten auch der Künstler Uli
Schaarschmidt anwesend. Seine Bilder von der Karate-WM wurden schon mehrfach in
Ausstellungen und Vernisagen präsentiert. Darüber wurde schon mehrfach berichtet.
Ihr findet hier einen
Artikel der Kunsthistorikerin Tanja Jorberg (Pinakothek der Moderne), der sich
ausführlich mit den "Karate - Bildern" beschäftigt. Ich denke, dass es gerade für uns
ein wichtiger Meilenstein in der Entwicklung des bayerischen Karate ist, wenn sich
anerkannte Experten mit dem Thema Kunst / Karate etc. beschäftigen. Dies mag für
manche von uns -noch- etwas befremdlich sein. Jedoch ist dies ein wichtiger Schritt zur
weiteren gesellschaftlichen Akzeptanz unseres Karate.
Albert Schindler,
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"So wie die blanke Oberfläche eines Spiegels alles wiedergibt, was vor ihm steht, und wie ein stilles Tal selbst den schwächsten Laut weiterträgt, soll der Karateschüler sein Inneres leer machen von Selbstsucht und Boshaftigkeit, um in allem, was ihm begegnen könnte, angemessen zu handeln."
(Meister Funakoshi)
Uli Schaarschmidts Bilder suggerieren zunächst Dynamik, Wildheit, ja sogar Aggression. Als Maler nimmt er an Karate-Weltmeisterschaften teil, um deren Konzentration in höchster Energie einzufangen. Die Samurai - als asiatische Kampfkünstler - üben seit Jahrhunderten die Konzentration des Geistes im Körper. Selbst der besttrainierteste Körper kann von einem "schwächeren" besiegt werden, wenn jener keinen trainierten Geist hat, denn dann ist er ablenkbar in seiner Konzentration. "Karat-Do - Der Weg der offenen Hand", nennt Schaarschmidt seine Bilder: "Vielleicht bin ich ein Maler - Samurai". Die Konzentration des Künstlers auf das erlebte Geschehen ist es, welche wir als Betrachter in seinen Bildern erfahren können: Bildrezeption als Bildproduktion, dh. in der Bildbetrachtung können wir erleben, wie der Künstler arbeitete. Wir haben also dreierlei Ebenen:
Auch für die dritte Ebene, die des Kunstbetrachters, gilt das eingangs erwähnte Zitat: Erst wenn wir uns in der Betrachtung der Werke leer machen von Emotionen, wenn unser Inneres zu einer stillen Seeoberfläche wird, können wir wahr - nehmen: Kunstbetrachtung als schöpferischer Prozess. Dies gilt natürlich für jegliche Kunst-Wahrnehmung, aber durch die Aktualisierung der Karate-Themen in Schaarschmidts Bildern kommt dies zum Bewusstsein. Erst wenn ich als Betrachter konzentriert im Hier und Jetzt vor den Bildern stehe, kann das Kunstwerk als solches, die hohe Ebene der Konzentration und Energie des Karatekampfes, in mir stattfinden: Bildrezeption als Bildproduktion.
In den Kampfkunst-Bildern finden wir ein Spannungsverhältnis zwischen Bewegung und Ruhe, zwischen Linien und Leere, zwischen Farbe und Raum. Balance in der Kampfkunst - Balance in der Kunst - Aggression aus Ruhe - Ruhe in der Aggression. Ein merkwürdiges Phänomen: Wir sehen Dynamik und Aggression und empfinden Ruhe . Aggression kommt von lat. Aggredi und bedeutet voranschreiten, heranschreiten, also zunächst eine völlig wertfreie Bedeutung.
Das Erlebnis dieses Phänomens in den Kampfkunstbildern Schaarschmidts lässt uns die aktuelle Thematik Aggression versus innere Ruhe neu bedenken. Es geht nicht darum, Aggression zu bekämpfen, denn dann entsteht Krieg, sondern die dahinterliegenden Emotionen ans Licht zu holen und zu transformieren.
In der griechischen Mythologie geht aus der Verbindung von Ares, dem Kriegsgott ( = die Kraft des Aggredi ) mit Aphrodite, der Göttin der Liebe, die Tochter Harmonia hervor !
Resumé Uli Schaarschmidts : "Tu es mit Liebe" .
Copyright für diesen Artikel bei:
Tanja Jorberg,
Kunsthistorikerin - Pinakothek der Moderne München
Am ersten Wettkampftag lernte ich diesen Künstler - Uli Schaarschmidt - persönlich kennen und hatte in den folgenden Tagen oft Gelegenheit, ihn bei seiner "Arbeit" an der Matte zu beobachten, während ich mit meiner Kamera an der anderen Seite der Kampffläche auf gute Kampfszenen lauerte. Was machte dieser Mann da, der wie ein Besessener auf seinen Blättern zeichnete, voller Begeisterung immer wieder zu den Kämpfern blickte und auch nach dem Ende eines Kampfes bei weitem noch nicht fertig war.
Neugierig geworden blickte ich Uli Schaarschmidt über die Schultern. Nein, das waren keine Karatebilder, wie man sie kennt. Das war etwas völlig anderes. Die Bilder zeigten eine furiose und geniale, neue Sichtweise des Kampfes. Wie Picasso es verstanden hatte, gewohnte Sichtweisen zu durchbrechen und Neues zu entwickeln, so durchbricht auch Schaarschmidt die Gewohnheiten. Er zeichnet nicht irgendeine brillante Karatetechnik - er schafft es tatsächlich, den Kampfverlauf im Bild festzuhalten, das Feeling, die Spannung und die Dynamik zu Papier zu bringen. Ich erkannte auf seinen Bildern die Kämpfe wieder, die ich mit meiner Kamera fotografiert hatte. Und ich war begeistert - ebenso wie auch alle anderen, die seine Bilder sahen, egal ob das nun Kampfrichter oder Funktionäre, Zuschauer oder die Kämpfer selbst waren.
Für eine Karate-Weltmeisterschaft ist die Anwesenheit von Uli Schaarschmidt - dem inoffiziellen Weltmeister für Karate-Bilder - nicht nur ein Muss, sondern eine Auszeichnung.
Andreas Möhring,
Mr. Rundbrief
Ich zeichne die Kämpfer so schnell wie ihre Aktionen sind und bin in ihrer Welt. Mit der Ausstellung meiner Bilder möchte ich eine Atmosphäre von Meditation und Energie im Raum hinterlassen.
Resumé: Tu es mit Liebe. |
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Download ausgewählter Bilder Kunst durch Disziplin (2 MBytes)
Ingo @verdunk
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