Besuch der Delegation der WKF vom 14.-16. Januar 2000 in München

Neuer Wind im Weltverband mit Ziel Olympia

München - Im Rahmen der Vorbereitung der Karateweltmeisterschaft (12.-15.10.2000, Olympiahalle) besucht die Führungsspitze der World Karate Federation (WKF) München, um sich über die WM 2000 zu informieren und die Schauplätze zu besichtigen. Durch den hervorragend angelaufenden Kartenvorverkauf (bisher 2000 Dauerkarten, 4000 Einzelkarten) ist die WM 2000 bereits jetzt die größte Karate-Veranstaltung, die bisher in Deutschland und Europa organisiert wurde. Für das Weltkarate könnte die WM 2000 das Ticket für die Olympischen Spiele 2004 in Athen bedeuten, ein seit langem verfolgtes Ziel. Antonio Espinos (Spanien), der neue Präsident der WKF wurde unterstützt von George Yerolimpos (Griechenland), Generalsekretär WKF, Jean-Claude Duchemin (Frankreich) aus dem Organisationskomitee der WKF und Francisco Alegrete (Spanien), dem Marketing Manager EKF. Der Deutschen Karate Verband (DKV) wurde vertreten von Präsident Roland Hantzsche, Sportdirektor Peter Betz und Gundi Günther von der Geschäftsstelle. Der Bayerische Karate Bund, der die Organisation übernommen hat, war mit dem Präsidium verterten, neben Albert Schindler jun. Schatzmeister Peter Förster und die Vizepräsidenten Fritz Oblinger und Evi Silhavy.

Besuch in der Staatskanzlei, Ministerpräsident Edmund Stoiber

Mit dem Empfang bei Bayerns Ministerpräsident Edmund Stoiber stand der Höhepunkt der Delegationsreise am Anfang. Im Kabinettssaal der Staatskanzlei sicherte der Schirmherr der WM nicht nur Staatsmittel, sondern auch die persönliche Anwesenheit bei der Eröffnungszeremonie zu. Er präsentierte Bayern, wo jeder Dritte Mitglied im BLSV ist, als „Land des Sports" und lobte das ehrenamtliche Engagement von BKB-Präsident Albert Schindler jun. Zudem lud der Ministerpräsident die Spitzensportler und Funktionäre des Weltkarate für den Oktober ein zum Empfang in der Münchner Residenz.

WKF-Präsident Espinos beschrieb in fließendem Deutsch das weltweit in 163 Ländern verbreitete Karate als „rießige soziale Bewegung" mit 40 Millionen Sportlern. Von der Teilnahme an der Olympiade erhoffe man einen Schub, der gerade in den armen Ländern viele Jugendliche von der Straße in die Dojos (Vereine) holen könne. Mit dem Ziel „Olympia" erhalte das intensive Karatetraining eine neue Richtung und verstärkte Motivation für die Jugend. Mit der vollen Anerkennung durch das IOC im Juni 1999 sei der wichtigste Schritt in Richtung Olympia bereits getan, Ziel seien Karate - Wettkämpfe bei den Sommerspielen 2004 in Athen. IOC-Präsident Samaranch habe mündlich seine Anwesenheit bei der Eröffnung der WM am 12.10.2000 bereits zugesagt. Der höchste Repräsentant der WKF bescheinigte dem deutschen Karate, repräsentiert durch DKV-Präsident Roland Hantzsche, ein „sehr hohes Ansehen in der Welt wegen seiner technischen Ausgereiftheit und Stärke". „Diese Weltmeisterschaft wird die beste sein, die es je gegeben hat" waren seine Schlußworte. Der DKV-Präsident bedankte sich bei Ministerpräsident Stoiber für die „Ideelle und finanzielle Unterstützung der Wettkämpfe" und beschrieb dem sehr interessierten Landesvater Karate als die ideale lifetime-Sportart. Stoiber signierte WM-Plakate, die für einen guten Zweck versteigert werden sollen.

Besuch bei der Stadt München, Bürgermeisterin Fr. Dr. Burkert

Beim Empfang der Stadt München dankte Bürgermeisterin Burkert der WKF und dem DKV für die Vergabe der Welttitelkämpfe nach München. Die Stadt sei bekannt für ihre Weltoffenheit und Gastfreundschaft und verfüge mit der Olympiahalle über eine hervorragende Sportstätte. Sie erinnerte an die ausverkaufte Rudi-Sedlmayer-Halle bei der Karate - Europameisterschaft 1983 und wünschte den Veranstaltern ein volles Haus. Die Karatefunktionäre überreichten Gastgeschenke. Mit Hr. Behacker, dem Leiter des Sportamts, wurden Details der Zusammenarbeit besprochen.

Der Abend wurde im Hotel Marriott genutzt, um Details des ersten Bulletins zu besprechen, mit dem die 163 Mitgliedsverbände der World Karate Federation in den nächsten Wochen offiziell zu den Wettkämpfen eingeladen werden. Als Anmeldung erwartet man etwa 1000 Wettkämpfer mit einem Tross von noch einmal 1000 Offiziellen.

Besuch in der Sportschule Oberhaching, Peter Schuster

Peter Schuster, Schatzmeister des Bayerischen Landessportverbands, erläuterte der Delegation am Samstag die Leistungen des BLSV für Jugendarbeit und Sportbetrieb. Zusammen mit Hr. Brunner, dem Leiter der modernsten Sportschule Europas, konnte er die Anlage in vollem Betrieb präsentieren. Angetan war man auch von den Unterkünften, die im Oktober rund 200 Teilnehmer des „Internationalen Karate Jugendcamps" für eine Woche beherbergen werden.

Besuch im Olympiapark, Hr. Spronk, Hr. Braun

Leider trübte der Hochnebel den Blick auf das Olympiagelände, als man im Drehrestaurant des Olympiaturms das Essen zum Erfahrungsaustausch nutzte. Unter Führung von Herrn Braun folgte eine detaillierte Besichtigung der Olympiahalle. Nachdem alle organisatorischen Details von Pressezentrum bis zur Aufwärmhalle geprüft waren, konnte man die Sportarena selbst anläßlich des Hallenmasters als stimmungsvolle Halle besichtigen. Der straffe Zeitplan erlaubte nur eine kurze Pause, in der der TSV 1860 München passend Hansa Rostock mit 3:1 schlug.

Abschlußbesprechung zwischen Organisationskomittee und WKF-Spitze

Der Nachmittag und frühe Abend gehörte der Besprechung von Details, was angesichts der akribischen Vorplanung durch Albert Schindler jun. und sein Organisationskomitee zeitlich straff erfolgen konnte. WKF-Präsident Espinos und seine Delegation waren sehr angetan von den Sportstätten und der Ablaufplanung, so daß nur wenige Verbesserungen anzuregen waren. Espinos schilderte die Erfahrungen mit den finanziell schwachen Mitgliedsverbänden z.B. aus der zerfallenen Sowjetunion oder Südamerika und regte u.a. die Bereitstellung von preisgünstigen Unterkünften und Transportmöglichkeiten an. Damit soll es möglichst vielen Karateka ermöglicht werden, nach München zu kommen. Immer wieder bezog er sich auf die olympische Idee und zeigte so den Weg, den seine Reformen im WKF gehen werden. Als kleines Gastgeschenk vergab er die Fernsehrechte an den DKV zur freien Verfügung.

Der Delegationsbesuch wurde von beiden Seiten als soll erfolgreich bezeichnet und verlief in angenehmer Athmosphäre, wenn auch gelegentlich hart verhandelt wurde.

Franz Probst, Medienreferent des BKB


Kommentar: WKF - Frischer Wind im Karate-Weltverband

Mit dem neuen Mann am Steuer, dem Spanier Antonio Espinos, hat das alte Schlachtschiff WUKO (World Union of Karate Organisations) nicht nur den Namen gewechselt zu WKF (World Karate Federation) und einen neuen Anstrich bekommen. Die WKF fährt nun auch in eine andere Richtung, und das erklärte Traumziel ist „Olympia" 2004 in Athen. Der polyglotte Espinos, der 1998 in Rio de Janeiro zum WKF-Präsidenten gewählt wurde, scheint das Beste zu sein, was der WKF passieren konnte. Der Architekt spricht neben seiner Muttersprache fließend Deutsch, Englisch, Französisch und Italienisch, ist ein kompetenter und zäher Verhandlungspartner und präsentiert mit Alegrete, Duchemin und Yerolimpos ein homogenes Führungsteam. Seine Feuertaufe hatte er bereits 1992 mit der Organisation der Weltmeisterschaft in Granada bestanden, seitdem hatte er dem Weltverband als Vizepräsident gedient.

Der olympische Gedanke zog sich durch alle Ausführungen, betont wurde die Rolle der Jugendbegegnung und eine neue Bescheidenheit war zu erkennen. Die WKF soll kein Luxusliner sein für die wenigen mächtigen und reichen Karateländer wie Spanien, Frankreich oder Deutschland, mit dabei auf der Reise sollen vor allem auch die finanzschwächeren der 163 Mitgliedsstaaten sein können. Und so regte Präsident Espinos immer wieder bisher nicht übliche kostengünstige Angebote für die Teilnehmer an, ob es nun um Billigunterkünfte, reduzierte Buspreise oder Verpflegung ging. Mit den abschließenden Worten „Wir sitzen alle in einem Boot" steckte er den neuen Kurs ab, der auch massive Unterstützung von Seiten der WKF-Spitze für den einzelnen Mitgliedsverband verheißt.

Immer wieder betont wurden die hohen Erwartungen, die man an den Deutschen Karate Verband als Ausrichter hat. Für den Oktober rechnet man nicht nur mit einer perfekten Organisation und einem einzigartigen Publikums- und Medienerfolg. Man hofft in der WKF auch, mit der Präsentation dieser WM den Schlüssel für die Olympiateilnahme 2004 in Athen in die Hand zu bekommen.

Franz Probst, Medienreferent des BKB

Ingo @verdunk
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